27. November 2020

Feminismus geht uns alle etwas an!



Menschen klatschen auf dem Balkon für die Held*innen des Alltags: Kassierer*innen im Supermarkt, Pfleger*innen im Krankenhaus und in der Altenpflege und viele weitere sogenannte systemrelevante Berufsgruppen. Das Auffällige hierbei ist: Die Held*innen sind größtenteils weiblich. Sie sorgen dafür, dass der Laden läuft! Meist arbeiten sie aber in schlecht bezahlten sozialen Bereichen oder sind trotzdem immer noch oft diejenigen, die zu Hause bleiben, wenn es hart auf hart kommt. Trotz gleicher Qualifikationen bleiben sie in Gehaltsfragen oft hinter ihren männlichen Kollegen zurück. Hygieneprodukte sind auf der anderen Seite für Frauen meist um ein Vielfaches teurer als für Männer. Dazu kommen noch die Mehrkosten für Binden und Tampons, sowie für Verhütungsmittel, für welche in vielen Fällen noch immer die Frau alleine aufkommen muss. Diese Liste ließe sich leider noch um Einiges erweitern. Es bleibt also viel zu tun, um das große Ziel der tatsächlichen Gleichberechtigung von Mann und Frau zu erreichen.

Viele werden sich wundern: Dieser Text wurde von einem Mann verfasst. „Was geht denn Feminismus die Männer an?“. Ich sage: Feminismus geht uns alle etwas an! Ricarda Lang, die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, nahm sich vor Kurzem die Zeit, um mit der Grünen Jugend Ostalb über Feminismus in der Kommunalpolitik zu sprechen. Neben interessanten Ausführungen zu den (leider) vielfältigen Problemstellungen und ihren persönlichen Erfahrungen, blieb mir jedoch gerade die oben genannte Aussage in besonderem Maße haften. Schließlich werden sich viele Männer weigern, ihre Privilegien freiwillig an Frauen abzutreten – sie hätten doch so viel zu verlieren. Doch falsch gedacht! Nicht nur Frauen und non-binäre Personen, sondern auch Männer profitieren gleichermaßen von einer gleichberechtigten Welt. Schließlich bleiben auch sie durch dieses Schwarz-Weiß-Denken der Geschlechterrollen und der ungleichen Behandlung in ihrer Persönlichkeit eingeschränkt. Womöglich stehen ihnen gerade jene unsichtbaren Barrieren im Hinblick auf ihren beruflichen Werdegang im Weg: Manch einer hätte gar den Beruf des Erziehers oder des Sekretärs ergriffen, wären da nicht die althergebrachten Vorstellungen, dies seien doch typische Frauenberufe! Auch würde manch eine*r gern modische Experimente wagen, fürchtet sich aber vor Anfeindungen aus der Gesellschaft. Dass Männer Gefühle zeigen dürfen, ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Viele Männer wollen vermeiden, als Weichei dazustehen. So ließen sich auch hier noch schier unendliche Beispiele finden, die zeigen, dass auch die Männer unter dem binären Denken der Geschlechterrollen leiden. Es gilt, uns frei zu machen von diesen althergebrachten Vorstellungen! Gerade im kommunalen Bereich gibt es hierzu vielfältige Möglichkeiten, aktiv zu werden. Die Menschen müssen für das Thema sensibilisiert werden. Mensch muss ins Gespräch kommen, Werbung schalten, Banner und Plakate zeigen, Solidarität bekunden und klar kommunizieren, dass man mit der jetzigen Form der rollenspezifischen Trennung nicht einverstanden ist. Der freien Entfaltung der Persönlichkeit stehen noch zu viele, teils unsichtbare Hürden im Wege, die es zu überwinden gilt. Männer, die sich für Feminismus einsetzen – das ist kein Widerspruch, sondern eine logische Schlussfolgerung!



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